Am Sonntag den 09.11 haben wir einen typischen Sonntagabend mit Tatort schauen verbracht. Ich bin gegen 23h ins Bett gegangen und habe geplant, was ich die Woche noch alles erledigen muss. Gegen 1h Nachts bin ich von einem "seltsamen Gefühl" wach geworden. Irgendwas war anders..ich fasst mir in den Schritt und oh Schreck meine Pyjamahose fühlte sich feucht an..ich weckte sofort meinen Mann auf, der checken sollte, ob die Hose wirklich nass ist, oder ob ich es mir nur einbilden würde. Es war jedoch keine Einbildung..ich ging sofort auf die Toilette, da ich das Gefühl hatte meine Blase sei total voll, was sich auch bestätigte. Ich dachte die ganze Zeit: ohje bitte lass es nicht die Fruchtblase sein..es ist noch viel zu früh..36+4 Ssw.
Ich hatte gelesen, dass einige Frauen Beschwerden mit Harninkontinenz gegen Ende der Schwangerschaft haben. Bisher hatte ich damit keinerlei Probleme, aber man weiss ja nie und da meine Blase so unfassbar prall gefüllt zu sein schien, redete ich mir ein: ach es war bestimmt nur Urin..zwar total peinlich, aber was soll"s. Ich beruhigte meinen Mann und schickte ihn zurück ins Bett. Anschließend ging ich unter die Dusche. Als ich frisch geduscht und abgetrocknet, gerade in meine frische, trockene Unterhose steigen wollte, fing es wieder an zu tröpfeln und mir wird klar: Oh man meine Fruchtblase ist geplatzt!!!
Ich rief meinen Mann und wir liefen beide wie aufgescheuchte, kopflose Hühner durch die Wohnung. Ich rief sofort meinen "care provider" also meine Gynäkologische Praxis an, die Dame am Telefon war sehr nett und meinte der diensthabende Arzt würde sich in Kürze bei mir melden, was er dann auch nach 3 Minuten tat. Ich beschrieb die Situation und der Arzt empfahl mir umgehend ins Krankenhaus zu fahren, da unser Baby ja noch die nächsten drei Tage als Frühchen galt. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt kaum Wehen. Es fühlte sich eher wie sehr leichte Regelschmerzen an. Wir packten die restliche Kliniktasche zusammen (zum Glück hatte ich die Woche vorher begonnen schon einiges zusammen zu packen, denn in der nächtlichen Aufregung fiel es uns sehr schwer uns auf das wesentliche zu konzentrieren. Dann ca 30 Minuten später verließen wir die Wohnung und machten uns zur nächsten großen Avenue(Hauptstraße) auf. Dort kam auch sofort ein Taxi und dank grüner Welle waren wir knapp 3 Minuten später bereits im Krankenhaus. In der Geburtsabteilung war zu diesem Zeitpunkt kaum etwas los, so dass ich sehr schnell untersucht wurde. Die Schwester war sehr nett. Nach ca 2 Stunden kam ich dann in das Geburtszimmer, hier in den USA kommt man nicht extra in den Kreissaal, sondern ist die gesamte Zeit im selben Raum. Das Zimmer war recht nett eingerichtet. Das Bett war super bequem und auch für meinen Mann stand ein sehr bequemer, komplett ausklappbarer Sessel zur Verfügung. Die Schwester, die für mich zu diesem Zeitpunkt zuständig war, kümmerte sich reizend um uns. Ich wurde an den Wehenschreiber angeschlossen, um meine Wehen zu kontrollieren. Da sich die Wehen in den nächsten 10 Stunden kaum verstärkten, wurde 12 Stunden, nachdem die Fruchtblase geplatzt war, entschieden, dass ich per Wehentropf eingeleitet werden sollte. Ich hatte etwas Angst, da ich von einigen Frauen gehört hatte, dass die Wehen, die durch den Tropf ausgelöst worden sind wesentlich stärker und schmerzhafter sein sollten. Gegen 14Uhr wurde der Tropf angeschlossen und leicht Stück für Stück die Dosis weiter nach oben geschraubt. Gegen 15h hatte ich sehr regelmässige und schon recht starke Wehen. Gegen 16h entschied ich mich dann für eine PDA, da die Wehen immer stärker wurden und jede Minute kamen und ich das Gefühl hatte in den kurzen Pausen kaum mehr entspannen zu können. Leider waren beide Anästhesisten Teams in Not Kaiserschnitt Op's, so dass ich noch bis 18Uhr warten musste. Diese zwei Stunden waren sehr anstrengend, aber es war immer noch auszuhalten. Jedoch war ich sehr erleichtert als gegen 18:30 Uhr die Wirkung, der Betäubung einsetzte. Ich wurde noch einmal untersucht und der Cervix war leider immer noch nur bei 3cm. So wurde gesagt, dass es sicherlich noch so 6-8 Stunden dauern würde. Mein Mann fragte mich und auch die Ärztin, ob genug Zeit sei für eine Stunde nach Hause zu fahren, so dass er eine kurze Dusche nehmen und die restlichen Sachen mitbringen könnte. Ich sagte ja klar ich versuche nun etwas zu schlafen und die Ärztin meinte auch, dass es kein Problem sei. Ich legte mich dann also etwas zum Schlafen, als mein Mann gegangen war..nach ca 20 Minuten spürte ich einen immer stärker werdenden Druck"Schmerz" Ich klingelte nach der Schwester und fragte, ob dies normal sei, es war nur eine Ersatzschwester da, die meinte es wäre völlig normal..aber dieser Druck wurde immer stärker und kam jede Minute..also fragte ich nochmal nach und bekam die selbe Antwort. Ich rief meinen Mann an, dass er doch bitte sofort zurückkommen sollte, da ich seine Unterstützung bräuchte, da ich diesen Druck schon weg atmen musste, so stark war er geworden. Mein Mann machte sich sofort auf den Weg zu mir. Dann kam meine eigentliche Schwester ins Zimmer, um nach mir zu schauen, sie fragte mich, ob alles ok sei, Ich berichtet ihr von dem starken Druck, sie holte sofort die Ärztin, die nochmal nach meinem Cervix schaute und siehe da er war innerhalb von 40 Minuten von 3cm auf 9cm aufgegangen . Sie meinte in 20-30 Minuten können wir mit dem Pressen anfangen. Nach 10 Minuten konnte ich es allerdings nicht mehr aushalten und sie schaute erneut und siehe da die 10cm waren erreicht und der Kleine war bereits im Geburtskanal. Wir legten sofort mit dem Pressen los..1 1/2 Std später wurde unser Sohn Carlo Jonas "sunnyside up" oder wie man in Deutschland sagt als Sternengucker geboren. Zwischen den Presswehen sagte die Schwester zu mir, dass sie ganz erstaunt sei, dass ich auch nach einer Stunde pressen immer noch so strahlen und lächeln würde..ich glaube ich war einfach so gespannt auf den Kleinen und überglücklich ihn bald in den Armen halten zu können. Als sein Köpfchen bereits etwas rausschaute, fragte mich die Ärztin, ob ich mal schauen wollte und es war einfach so unfassbar zu sehen, dass sich dort ein kleiner Mensch den Weg ans Licht der Welt bahnte. Dafür, dass Carlo 3 1/2 Wochen zu früh auf die Welt kam, hatte er trotzdem stolze Werte vorzuweisen: 50,8cm lang und ein Gewicht von 3040g.
Die Geburt war ein sehr positives Erlebnis für mich, welches ich niemals vergessen werde und mich immer wieder gerne daran erinnern werde auch wenn es anstrengend war!
Uns geht es gut und wir sind ganz verliebt in den kleinen Sonnenschein!!!